Nach den Montagsladies trinkt HP noch nen Schampus mit mir. Am Dienstag bin ich dann bei L. für meine Knochen und am Mittwoch wollte ich eigentlich mit dem Kolleg nach Wittingen in die Brauerei - aber hat ja nicht viel Sinn für mich, so gehe ich lieber zu den Schwimmern.
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Ist es an Christi Himmelfahrt noch grau und trüb und so schlecht, daß man nicht richtig raus kann und ich mal wieder kurz vorm durchdrehen, weil sich so gar nichts tut, der Liebste nirgends hin will, wird es am Freitag besser und ich schlendere über den Markt, kaufe Brot bei Mechau und bei Görge verbilligte türkische Kekse. Zum Wochenende wird das Wetter dann warm und golden und trotz Sonne kann ich mich nie mehr in die goldene Göttin zurück verwandeln, der noch nach Jahren auf einer griechischen Insel der Skipper ihren auf einem legendären Törn verliehenen Namen hinterherrief...trotzdem die Sonne heilt alles blüht etwas auf, schleppe den Liebsten in den Stadtpark Heinrich auf ein Glas Wein doch am Sonntagabend ist er wieder depri und mir hilft nicht mal mehr der Schampus. Nachbar W. hat am Sonntag Geburtstagt, bekommt Schale mit den guten türkischen Keksen - lädt uns für Freitag an. Neuen Nachbar gesprochen, die in A's Haus eingezogen Lese von Robert Seethaler: Ein ganzes Leben, nicht so gut wie der Traffikant aber lesenswert. Aus der Krabbelkiste einer neuen Montagslady stammt nebenstehendes Buch, das sich als Glücksgriff entpuppt. Ebenso wie Joe Fiorito: Die Stimmen meiens Vaters - natürlich geht es auch hier ums Sterben, ebenso wie in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter", das ich mangels Alternative auch lese. Endlich - trotzdem noch nicht ganz am absterben...Erheiternder - obwohl es auch in einer Klinik spielt und quasi ein endloser Monolog ist - liest sich da schon: Das Leben ist ein listiger Kater von Marie-Sabine Roger, der Autorin von : Das Labyrinth der Wörter, die ich uns besorgt habe, nachdem wir an dem gleichnamigen Film vor ein zwei Wochen viel Vergnügen hatten. Dienstags wie immer, dann bei Karstadt kurz und bei Graff stöbern, wird mal wieder ein Toskana -Buch. Mittwochs erst alleine zu den Schwimmern, dann zu den Philosophen, Francesca Rigotti, Philosophie in der Küche, na so ganz schafft er es nicht aus diesem dünnen Text groß was zu machen und vor allem fehlt den alten Teilnehmern ja auch das Gefühl für Sinnlichkeit und den meisten Frauen ist im Laufe des Lebens auch die Lust am Kochen - falls sie je eine hatten - abhanden gekommen.
Der Maestro verkauft ein Buch, ich hatte es mal angelesen und dann hat er es vermutlich eingesteckt, jetzt kam es zu mir zurück und der Gartenbär hat die schwarze Petunie, die mir J+W zum Geburtstag brachten eingepflanzt. Abends mit dem Liebsten süppeln und gute Kleinigkeiten - was der Kühlschrank noch für Schätze birgt! - essen alst Daisy auf den Markt nach Wolfenbüttel am Sonnabendmittag, wir genießen es, kaufen Spargel und dann noch bei NanuNana hübsche Kleinigkeiten, macht Spaß, dann "müssen" wir noch zu Görge in Mascherode, da wir keine Erdbeeren bekamen, sind fast am ausflippen angesichts der Auswahl. Zuhause gibt es Vinschgerl, italienischen Speck, Käse, Daisy schält mir inzwischen meinen Spargel Anteil, wir machen leckere Brotzeit. Abends kriegt der Liebste seinen Spargel und ich den restlichen Wein.
Sonntags fahr ich ihn zu "seinem" Baum, gehen etwas spazieren. Die allerliebste Eule bringt mir Karten fürs Musical. Abends im Il Gatto, dahin hat es "unseren" Italiener gezogen ( er hat uns ja als seine Eltern adoptiert), gut wie eh und je aber natürlich kann er sich nicht mehr um jeden einzelnen kümmern, da er in der Küche genug zu tun hat. Aber er begrüßt uns persönlich und scheint (professionell) erfreut, daß wir uns zeigen. Am Montag dann Geburtstag, Angel - irgendwie gabs doch noch 20 %, (M. hat es hübsch eingewickelt) und zauberhafte Blumen und von den Kindern ein geputztes Auto. Wir frühstücken zu dritt, dann fahre ich einkaufen. Bretzn, Butter, französische Salami-Stangen von Liddl und Käsewürfel und bei Real Eimer leckerer kleinr Tomaten für 2€ 500 Gramm. Dazu gibt's Flusia . J.M+ G. sind angekränkelt, er bringt am Nachmittag Larmoresi von Bremer, Runa muß zu Schwester, die auch Geburtstag hat also kommen WW, die Nachbarn von Gegenüber, J*W, , die Kollgiatenfreunde E+H, mein Mit-Wahlhelfer und Daisy. Auch das türkische Gebäck findet großen Anklang. Nachmittags lese ich noch ganz gemütlich von Angela Steidele "Geschichte einer Liebe", Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens,ich sag ja, das wird mein Klasik-Jahr. Hat mir Marohn empfohlen. Wonnig, wie Arthur Schopenhauer in den Schilderungen seiner Schwester und in den Briefen dargestellt wird und auch die Droste, die man sich als eigentlich eher sprödes Geschöpf gedacht hat, plötzlich lebendig wird. Auch weil Gedichte plötzlich einen ganz anderen Kontext bekommen. Und maßlos traurig, wie rechtlos und eingeengt Freuen noch im 19, Jahrhundert waren und für mich besonders bedrückend wie schlecht die Medizin, soviel alter Aberglaube. Andere Wissenschaften waren da schon weiter. Montags gibt's die Kellerladies, am Dienstag bin ich bei L.,danach Perso erneuern und bei Karstadt und rumgucken, kaufe für den Liebsten auf dem Markt nochmal Spargel, wird immer günstiger, der Boom der Mittelalten die um diese Zeit davon lebten, ist offenbar vorbei, für die jüngere mit Tiefkühlgerichten aufgewachsene Generation scheint dieses Frühlingsgemüse keine Rolle zu spielen. Konnte diesen Hype hierzulande ohnehin nie verstehen.... Mittwoch bei den Schwimmern und der Gartenbär ist da, Donnerstag (super Sommertag mit abendlichem Gewitter) schneit Daisy vorbei und wir trinken Prosecco, den ich von Jochen bekam. Mir tut der Rücken extrem weh auch weil ich ein bißchen Unkraut gezupft/gerupft habe und der Liebste hat's jetzt auch noch an der Hüfte, kann eigentlich überhaupt nicht mehr hatschen, trotz Frühling ist alles traurig und mühsam.
Manchmal mag ich auch einfach nicht mehr, ständig für alles zuständig zu sein. Und immer soll ich nett und fröhlich und guter Dinge sein und alles auffangen. Tina kann nicht zu meinem Geburtstag kommen, beschließe dann für die Nachbarn Bretzn und Wein - Flusia - zu servieren, ist ja mein Geburtstag, da will ich nicht ganzen Tag in Küche stehen. Freitag mach ich mir die haare, Friseur gestrichen, Geld ist knapp wegen der ganzen Hilfskräfte. Mit 66 jahren, da hört das Leben auf, mit 66 geben Sie dir höchstens noch eins drauf... Daß ich mal sagte, ich mach mir nichts aus Muttertag, rächt sich ein bißchen. Aber M. nimmt mich in Arm und ist bereit Pfannkuchen zu backen und der Liebste ist auch lieb und wir frühstücken alle zusammen, so ist es ein schöner Tages-Auftakt. Die Rosen (fair trade) habe ich mir am Freitag bei Görge gekauft, der Flieder ist aus dem Garten. Abends ruft noch Tina an, der Wein schmeckt, das Wetter ist brauchbar - alles nicht doll , na ja. Gelesen Sommer in St. Ives von Anne Sanders, nix Besonderes aber heiter gute Lektüre. Endlich mal in der Nicolai Kirche zu Melverode. Gilt als Braunschweigs kleiner Dom, ist teilweise genauso ausgemalt.Dort feiern Dieter Petersen (Kolleg und Literaturkreis) und seine Frau Brigitte Goldene Hochzeit und da sie in dem Collegium vocale ist, komme ich noch in den Genuß eines sozusagen Chor-Konzertes. Entzückt hat mich v.a. Sancta Maria , mater Dei von Mozart. Danach bringe ich B.K. Bücher (nur in Briefkasten ist nicht da) und dann noch kurz bei Görge, Erdbeeren kaufen und die sind nun endlich mal wirklich so und schmecken so, wie man es sich erträumt und wir sitzen bis zu einem heftigen Gewitter gegen Abend gemütlich lesend auf der Terrasse. Bin etwas deprimiert, ich hab zwar nen Mann aber keinen Partner mehr.
Als ich morgens mit Mützchen im Regen Zeitung holen will: wo ist es? wech. Überall gesucht. Hilfe! Noch ist Hoffnung, vielleicht im Stadtpark. Fahre gegen drei hin. Oh im Raum ist wer, schleiche mich mit Schlüssel rein, die Seitentür wäre auf - da sitzen gut ein Dutzend Weibsen dick und so aussehend wie alte Weiber aussehen wenn sie nicht beim Kolleg oder sonst wo aktiv sind und spielen Karten, ich sage Tach und daß ich nur was suche, keine rührt sind. suche Mützele geraumer Überblick, nicht da, plötzlich: "Wie sind sie denn reingekommen", in typischem Ton. Ich: "mit Schlüssel" und halte ihn hoch, keine weitere Antwort, kein rühren. Kein weiterer Kommentar hierzu auch von mir. Dann im Heinrich. Alexandra sagt zwar sie habe nichts gefunden aber oh Wunder, da hängt mein Mützele am Ständer, wie freu ich mich, dachte schon das geerbte Stück wollte einfach weiter wandern...nein, wollte nur mal länger Kneipenluft schnuppern.
Gemütliches Verschönern, Klaus P. Geburtstagspäckchen bringen, abends mit Daisy bei Bremer Weinprobe, sehr nett, wir verbringen die erste Hälfte draußen. M. holt mich, bin super groggy noch von gestern.
Die Woche beginnt mit den Montagsladies und den Liebsten zum Zahnarzt zu begleiten. Am Dienstag dann wird es voll: zunächst, Coach, dann Kulturfrühstück, kanarische Insel, sehr schön aber hin möchte ich nicht, meinen auch WW, die ich treffe. Abends dann mit H:P: Theaterkreis, die neue Intendantin und die Operndirektorin stellen sich vor, back to the roots, man wird sehen. Mittwoch kommt Putzfrau nicht, wie gut, daß ich nicht mit zum schwimmen wollte, mache selber einen Teil und nachmittags Literaturkreis, leider nur vier für meine Chani und "Löwen wecken" da, aber sehr intensiv auch nachher noch im Heinrich. Beschwingt aber extrem groggy.
Das war die Vorankündigung: Zwei jüngst erschienene und hochgelobte Bücher jüdischer Autorinnen stehen auf dem Programm: Wenn Bücher glücklich machen, dann auch deshalb weil sie uns Leser in eine Welt entführen, die sonst verschlossen ist. Die Hochzeit der Chani Kaufmann ist so ein Buch. Eve Harris (1973) zeigt uns die Welt des orthodoxen Judentums, mitten in Europa, im England unserer Zeit, wie den Sprung in ein anderes Jahrhundert weit vor unserem. Sie beschreibt das so liebevoll, so anrührend und unterhaltsam, so dicht, daß man mit Chani (wie Honey gesprochen) lebt und sie auf ihrem Weg ins erwachsen werden begleitet:" In ihrer Welt verlieben sich die Menschen nicht. Sie werden in die Ehe begleitet. Sie treffen sich, sie heiraten, und dann bekommen sie Kinder. Und irgendwann, unterdessen, lernten sie sich kennen." Kann man es sich leisten aus so einer Gemeinschaft, die einen ein ganzes Leben lang begleitet hat, einfach auszutreten? Wesentlich härtere Kost erwartet uns mit Löwen wecken, der zumindest im angelsächsischen Sprachraum) schon länger bekannten israelischen Autorin und Psychologin Ayelet Gundar-Goshen (geboren 1982). Ein Roman wie mit dem Skalpell geschrieben. Präzise, unerbittlich, sezierend, existentialistisch und einen Sog entfaltend, dem man nicht entgehen kann. Gesellschaftsroman, Beziehungs- und Psycho-Drama und zugleich Thriller. Ein Blick in die Abgründe der Seele und in die auch in Israel allgegenwärtige Problematik und das Dasein der Gestrandeten aus den afrikanischen Ländern. Fazit: Emotional, aufwühlend und teilweise von Unverständnis geprägt, hörten wir Eve Harris: Die Hochzeit der Chani Kaufmann. Zu fremd ist diese streng religiöse Welt im 21. Jahrhundert für uns. "Man muß alle Regeln befolgen, auch wenn man allein ist, weil man das (bedrohliche) Auge Gottes bis in die intimsten Sphären fühlt... es fühlt sich ähnlich an, wie eine dem Untergang geweihte Beziehung zu einem emotional abwesenden Vater. Man muß diese Beziehung letztendlich kappen, weil der Vater sich nicht ändern wird. In der Wirklichkeit ist der Vater jedoch nicht Gott, sondern die charedische Gemeinschaft (so beschreibt es Deborah Feldman, eine Aussteigerin aus dieser streng jüdischen Glaubens-Gemeinschaft), die jeden genau beäugt und auf die Einhaltung der Regeln pocht. Bezaubernd zu lesen, wie Chani dann trotz aller Ängste doch ihren eigenen kleinen Weg der Rebellion findet und ausgerechnet die Frau des Rabbiners total ausbricht. Schuld und Sühne, Lüge und Betrug: Löwen wecken, der israelischen Autorin und Psychologin Ayelet Gundar-Goshem war trotz komplexer Sprache eher nachvollziehbar: wie ein einziger Moment das Leben von Grund auf verändert - eine spannungsgeladene Geschichte über einen Mann, der einen falschen Schritt tut und den eingeschlagenen Weg dann weiter verfolgen muß. |
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April 2024
AuthorIch bin eine alte Schachtel mit jungen Ambitionen. Vom Categories |