Braunschweig liegt nicht am Meer aber es hat einen Hafen. Einen durchaus beachtlichen Binnenhafen. Zwar nicht durchgehend seit den Jahren der Hanse oder sogar noch seit dem ersten Jahrtausend sondern seit dem durchaus umstrittenen Bau des Mittellandkanals. Diese künstliche Querverbindung von Rhein, Weser und Elbe ermöglichte es Braunschweig im Jahre 1934 wieder Hafenstadt zu werden.
Eine Million Tonnen Güter im Jahr werden auf 68 Hektar umgeschlagen. Pro Einwohner 4 Tonnen. Es handelt sich um den größten Container Hafen Norddeutschlands, mit zwei gewaltigen Containerbrücken, denn ohne Container läuft heute gar nichts mehr, teilte uns Jens Hohls mit. Der Geschäftsführer der Braunschweiger Hafenbetriebsgesellschaft verwies voll Stolz auf eindrucksvolle Zahlen sowie die Tatsache, dass es sich um einen gesunden Wirtschaftsfaktor für die Stadt handelt, diese städtische Tochter beschwert das Stadtsäckel nur auf positive Weise
Bei einem vom Hafen-Chef persönlich geführtem und höchst zugewandten Rundgang, über das ausgedehnte Gelände, das man sonst so nicht wahrnimmt, erfuhren gut zwei Dutzend Kollegmitglieder noch weitaus Erstaunlicheres und waren verblüfft über die schiere Größe des Hafens, die hohen Kohleberge, die gerade auch zwei Mitglieder von BS Energy inspizierten „um Braunschweig warm durch den Winter zu bringen“, wie sie sagten, sowie über den aufgetürmten Schrott und die riesige Containeranlage. Dafür hat man 2018 Getreidespeicher, die man ansonsten gut von der Brücke am Hafen sehen konnte, abgerissen, um Platz zu schaffen.
Hafenromantik, Lokale und Stände mit Fischbrötchen sahen wir zwar nicht. Dafür bietet der Hafen Braunschweig sonst alles was ein großer Binnenschiffhafen braucht.
Der Braunschweiger Hafen besitzt alle technischen Einrichtungen für raschen Umschlag. Universal- und Spezialkrane garantieren schnelle Be- und Entladung.
Zirka eine Million Tonnen werden pro Jahr im Hafen Braunschweig umgeschlagen: Das sind umgerechnet pro Einwohner vier Tonnen, erläuterte plakativ der Hafendirektor. Und betonte die Umweltfreundlichkeit der Binnenschifffahrt. Bei dem Umschlag von 70 000 Standardcontainern werden 40 000 LKW Fahrten gespart.
Güter mit dem Schiff zu transportieren ist als Alternative wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll. Ein Schiff befördert die Ladung von 50 Lkw – zuverlässig und kalkulierbar. Schiffe fahren sicher und termingerecht. Eine Kooperation mit dem Hamburger Hafen sichert eine gute Auslastung.
Im Braunschweiger Hafen kreuzen sich wichtige Verkehrswege. Von Braunschweig aus fahren Binnenschiffe nicht nur in den Norden sondern auch in den Süden und weit in den Osten bis nach Bratislawa. Dort umgeladene Ware geht bis nach China. Bedauerlich nur, daß heute keine neuen Wasserstraßen mehr gebaut werden, meinte Jens Hohls und verwies darauf, daß die natürlichen Wasserstraßen wie zum Beispiel die Elbe aufgrund des Klimawandels nicht mehr sehr zuverlässig seien und damit der Güterverkehr auf dem Wasser teilweise abgehängt wird.
Saisonabhängige Güter wie Getreide, Mineralöl, Brenn- und Baustoffe sowie Produkte aus der Recycling-Wirtschaft machen den Hauptumschlag aus.
Für Massen-, Schwer- und Stückgutumschlag stehen 7 Krane mit einer Tragfähigkeit von bis zu 35 t zur Verfügung. Wir trafen uns unter einem dieser Ungetüme, die teilweise schon seit dem Bau des Hafens zuverlässig im Betrieb sind.
Moderne Schiffslöschstationen und Kesselwagen-Entladeanlagen sorgen für einen zügigen Umschlag von Mineralöl. Flüssigdüngerpumpstation und ein Schüttgutverladeband sind ebenfalls vorhanden. Transportiert wird vor allem durch Container alles was gebraucht wird: Textilien, Möbel, Fahrzeugteile, Gips, Zucker, Mehl.
Für die Betriebsgesellschaft arbeiten 40 Leute, zusätzlich sind in all den Firmen am Hafen rund 400 Beschäftigte. Es wird eng mit örtlichen Institutionen kooperiert und derzeit läuft auch ein Forschungsprojekt Digitalisierung, das die Vernetzung verbessern soll.
Die Kollegiaten hatten einen höchst informativen und faszinierenden Vormittag, lernten Braunschweig mal von völlig anderer Seite kennen und erlebten einen Hafen Chef, der selbst voller Begeisterung war und mehr Wissen parat hatte als in dem doch terminierten Rundgang vermittelt werden konnte – daß die Kohlenberge und Entladung von Kohlen aus einem Binnenschiff auf die sommerliche Kleidung einiger Teilnehmer abfärbten, tat der guten Laune und Begeisterung keinen Abbruch.