Trüber Nachmittag: lese Anne Gesthuysen: (Moderatorin, Journalistin, 1969) Wir sind doch Schwestern. Lebendig geschriebener Familienroman, der ein Jahrhundert umfaßt. Zwei Gruppen klingeln, nette Kinder!
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Sonnabend Streetfood am Heinrich und Eröffnung des neuen Lokals im kleinen Haus, Tage vorher meinte der Liebste, da gehen wir hin. Vormittags kann ich ihn zu gar nichts überreden und gegen Nachmittag, ich habe mich schon frisch geschminkt, kommen mir Bedenken, daß es vielleicht für ihn nicht ideal im neuen Rondo ist auch fühlt man sich vielleicht seltsam, wenn früher VIP und nun ganz normal... der Liebste sieht es als Steilvorlage. nein er möchte nicht. Hatte er schon vormittags plötzlich gesagt, was ich noch mehr oder weniger abtat. M+N sind beim Streetfood , für sie nicht so doll und danach Eröffnung in Wolfsburg. Ich kriege zunehmend schlechte Laune und entschwinde ins Bett.
Habe das Gefühl das Leben geht nur noch an mir vorbei. Noch bin ich ein bißchen fit und vergeude diese Zeit, muß sie extrem langsam leben. Sonntag dann wenigstens doch zum Streetfood. Kaum sind wir da, kippt der Liebste beinah aus den Latschen, dringend was Süßes und dann noch ein Bier. Ich laß es, zuhause gibt's Besseres. Er freut sich, daß draußen. Und Daisy kommt nicht , schon wieder ein Sturm ( legt den Bahnverkehr lahm). Der hat auch unseren Flieder an der Garage gekippt, der schon nicht mehr schön war und weg sollte. Zum Glück gerade nicht auf mein Auto, das stand zum Glück wegen der Fahrradrangiererei weiter unten. Montag dann- gibt es bei Aldi Tiefkühl- Goschnudeln, aber unser Aldi schon ausverkauft, in Qurum doch noch was aber nur eine Sorte. na ja. Bei den Ladies und Abends kommt Daisy für Prosecco und Limoncino. Am Reformationstag sehen wir uns dann bei der Asse Kleine Tebbes neueste christliche Skulptur an ihrem Standort an. Laufen ein bißchen dort. Aber es ist wirklich eisig kalt. ... in meiner Kindheit und Jugend bekam man noch ne Seelenbrezel. Habe ich M.s N. gefragt, die kannte das nicht. Die Augsburger Allgemeine erwähnt sie dieses Jahr immerhin noch und ein Dillinger Bäcker beklagt, er habe sie mit Marzipan und Schokoüberzug gesehen und mit Marzipanrosen anstatt traditionell nur aus Hefeteig mit Zuckerüberguß ( so bekam ich sie auch, nur einmal schickte mir meine Mutter eine feudale vom Konditor, die war wunderbar!). Außerdem fand ich im Netz einen Workshop für traditionelles Backen unter Brauchtum, dort wurden sie auch fabriziert. Alles verschwindet. Hier ist Allerheiligen sowiieso kein Feiertag und Halloween statt Reformationstag, der diesmal sogar frei ist. Nix Allerseelen. Na ja!
Ja, leider leider paßt die Lampe nicht zu uns. M. und ich haben es hingehalten und die ist viel zu groß. na gut, dann ist das Geld für anderes frei. Das paßt dann schon besser!. Gegen fünf versage ich uns den Aperitif nicht länger und da Carlchen auch noch vorbei schneit, wird es noch ganz munter. Man sollte sich das Leben so schön wie möglich machen. Auch wenn man es u.U. am nächsten Morgen bereut. Draußen wird es stürmisch also was solls, der Winter wird lang und trübe genug und kalt. Da ist es doch besser man hat die letzte Herbstsonne nochmal begossen. Das wichtige Kollegglöckchen bringen wir Heide Freitag zurück und das Geld etc. . Sie ist aber nicht da. Danach noch in Cremlingen - oh zuuuu lecker... Dann noch auf den Markt, man könnte soviel gute Dinge haben...Die Lampe für die Terrasse ist leider viel zu groß, wenngleich wunderschön venezianisch. Trotz viel Regen kommt die Sonne durch, da werde ich unternehmungslustig. Aber Nachbarn haben leider selbst Besuch, kein Aperitif.
Montags endlich wieder bei den Ladies. Tut gut. Bei L - und danach - er hat auf mich gewartet. Ich bin leichtsinnig. Warum geht das Geld immer nur für die Familie raus? Stelle fest, daß Lampe und schon Weihnachtsgeschenke, Kreditkarte ohnehin etwas auslaugt. Nachmittags fahren der Liebste und ich zu "Clowns und Helden", neuer Shop in Hondelage, ganz nett aber nicht ganz meine Welt und im Nussparadies am Westfalenplatz sind zwei Frauenstammtische, man versteht seine eigene Bestellung nicht. Aber die Ware ist super!
Mittwoch erst bei den Philosophen im Biegelinstitut - deswegen nicht bei den Schwimmern - Thema Gefräßigkeit - das letzte Mal in gewohnter Form. Danach verschönern und abends ins HAUM. Italienischer Abend. Gute aber sehr trockene Führung von R.N. Ich könnte bei manchem Bild mehr und besser reden, witziger Weise ist dann am nächsten Tag auf Seite eins der SZ ein Beitrag über Winckelmann, wo alles das drin steht, was ich längst vermutete aber auch seine Verdienste ungeschmälert gewürdigt werden, wirkt bis heute.(1717 - 1768, am 9. Dezember vor 300 Jahren geboren , bekommt dies Jahr ne eigene Briefmarke) "Winckelmann, der besonders Männer liebte, begeisterte mit deinem Blick auf die Schönheit, ja Erotik von Marmorskulpturen" - das kann ich aufgrund der Ausstellung im Frühjahr in Weimar gut nachvollziehen. Sein Hohelied der antiken Freiheit und Harmonie ist unter der Formel "edle Einfalt , stille Größe" noch in mancher Schulstunde präsent. ( SZ 26.10.2017, Johan Schloemann). Das italienische Essen, Antipasti Büffet hübsch dekoriert, schmeckt ordentlich aber nicht begeisternd und relativ knapp kalkuliert. Ratzfatz alles weg. Treffe jemand vom Kolleg und hat erstmals seine Frau dabei, ergeben ein munteres Trio. Der Liebste bringt und holt mich, so kann ich auch dem Wein zusprechen. 30€ nicht grad günstig aber kann man zur Not noch als angemessen bezeichnen. Immerhin mal wieder unter vielen Menschen, die mich kennen. irgendwie vermisse ich das schon in unserer Einöde, da reicht es auch nicht wenn am Do. Nachbarin E. kommt , Kuchen bringt und das neuste über die Erbschleicherin erzählt. Freitag haben wir bei Hlöhrchen noch Fleisch von Bauer Boog geholt. Der Liebste kriegt auch gleich seine venezianische Leber und am Sonnabend hole ich Schweinehack und dann gibt es wundervolle Rindfleischklopse, wir könnten sie auf nen Schlag vertilgen. Sougo koche ich auch noch, schmeckt zwar gut aber nicht so richtig italienisch.
Tja, und das war's dann an Aktivitäten, der Liebste schnippelte noch Salat, und ich könnte Schreikrämpfe kriegen, dunkles Wetter, zu wenig Geld und Untätigkeit. Am Sonntag setzt sich das in etwa fort, wir gucken allerdings bei Kleine-Tebbe vorbei, hat offenes Atelier und stellt Plastik vor, die nächste Woche nach Großdenkte geht. Muß mich doch sehen lasen, alt bekannt und Kolleg. Der Liebste hat so viele Ängste, ist so Krankheitsfixiert, ich kann einfach kaum noch gegen steuern. Er meint, er würde doch dagegen angehen, er könne einfach nicht mehr. Ja und nach außen hin, sieht es aus als sei er fit. auch unser Bekanntenkreis bröckelt, was hat man sich denn noch zu sagen? Soll das so weiter gehen mit dem alt werden? Und immer noch mehr Baustellen. Nachdem ich am Dienstag bei P+C gefühlt ein Dutzend Pullover probiert habe, tut es mir um den einen kuschligen Kaschmir doch sehr leid. Aber keine Gelegenheit doch noch schwach zu werden. Mittwoch kommt der Liebste wieder aus der Klinik. Ist dadurch sehr aus dem Rhythmus gekommen, sehr mühsam. Ich mußte Schwimmer schwänzen. Nachmittags bei Bremer für die "Kinder" was zusammenstellen, es gab nämlich 10€ Treuerabatt.
Am Donnerstag ist der Gartenbär da, ich kaufe bei Liddl spanisch und am Abend gibt es Tapasschälchen und Wein und von den Nachbarn aus Samarkand mitgebrachten süßen Knabberteller. Köstlich. Die Sonne scheint fast bis abends und es ist auch noch warm. Vorher war noch Daisy da, brachte Rindfleischmettwurst aus Brenneckenbrück mit, die wir gleich gemeinsam zu futtern anfingen. Köstlich! Fliegt nach Kreta mit erweiterter Familie. Irgendwie war das nochmal so ein Tag Sommer-Auszeit. Der Liebste ist enorm schwach und kurzatmig. Es ist alles so mühsam geworden. Nichts ist mehr leicht und so richtig fröhlich ist man auch nicht und begeistern kann man sich dann auch nicht mehr so richtig. Am Freitag kommen wieder Simic Leute wegen Glasdach und Geländer - morgens ist mir da oft bange an den Stufen. M. hat mir schon weißen Strich auf der Stufe zur Straße am vorigen Wochenende gemalt. Scheiße, ist alt werden kompliziert, teuer und einfach nicht lustig. Freitag geht's eher entspannt zu und am Sonnabend ist Freund J.s Geburtstag im Grünen Jäger. Große runde Tische, schön gedeckt und Essen serviert. Sehr sehr angenehm. Erfreulich kurze Reden und wir sitzen mit an seinem Tisch. Er unterhält sich ganz viel mit mir .. auch über die Dinge, die waren. Sonntag ist dann Wahl. wieder fast ein neues Team, drei Frischlinge und meine Stellvertreterin ist auch weggelobt. Immer wenn ich jemand hab... aber unter Kopfschmerzen krieg ich's hin und es stimmt alles. Gott sei Dank - was das blöde Rechen- und Kontrollblatt soll - M. liebt es - ich werde damit wahnsinnig. wichtig ist doch wieviel Stimmen einer hat und nicht sämtliche Kreuz- und Quersummen!
Montag muß der Liebste in die Klinik, ich räume auf und putze Ecken, die sonst wegfallen, nachmittags bei der Kemenate wegen Venedig. Ich glaube, das wird toll. Viele Frauen natürlich viele Ältere aber dazu gehöre ich ja auch. M. fährt mich hin und ich bummle entspannt danach bis Theater. Am Dienstag mache ich sozusagen meinen Schreibtisch leer. Ach es ist schön mal kein Zeitfenster zu haben. Gegen Mittag in die Stadt, will mir eigentlich nach Reklame Pulli kaufen aber der ist zu leicht und von den anderen kostet der, welcher mir gefällt, soviel wie Tinas Semestergebühren, da schrecke ich dann doch zurück. Was solls? ich kann die schwarzen anziehn. Und kaufe lieber ne neue Terrassenlampe. Nachdem mich gestern schon der Maestro wirklich ehrlich und liebevoll gelobt hat, kommen am Mittwoch zum Literaturkreis die siamesischen Zwillinge und bringen mir Blumen und ein Buch mit, so gut habe es Ihnen gefallen. Gabriele Canstein hat akribisch die Elena Ferrante "Meine geniale Freundin" vorbereitet und ich denke, auch hier sind alle ganz happy. Wir ergänzen uns auch ein bißchen und wie heißt es so schön, das paßt scho.... Im Heinrich stößt dann noch Moni zu uns. Zwei glänzende Tage. Donnerstag dräut dann ganz viel Haushalt, Die Haare brauchen neue Farbe und auch der Text für den Kulturbrief über das Kulturfrühstück muß geschrieben werden denn Mittwoch früh war ich ja doch bei den Schwimmern. Irgendwie muß man sich ja auch noch körperlich bewegen, nicht nur geistig. So bin ich dann zum umfallen groggy aber ganz zufrieden.
Auf den Flügeln der Phantasie nach Neapel Meine geniale Freundin Eine Frau verschwindet und ihre Freundin erinnert sich an gemeinsame Zeiten, daraus wird eine großartige vierbändige italienische Saga von der Nachkriegszeit bis heute. Elena Ferrante, deren Erstlingswerk : „Meine geniale Freundin" (2011 in Italien erschienen) u.a. soviel Aufsehen erregte, da man bis heute nicht weiß, wer als Autor dahinter steckt, und die ein Italien der Nachkriegszeit, so dicht so atmosphärisch zeigt, daß man selbst in den Wohnungen von Neapel - exemplarisch – mitlebt , die aber unabdingbar deutlich macht: ein Entkommen aus den bestehenden (kleinen, engen, brutalen) Verhältnissen gibt es nur durch Bildung. Nur durch Bildung und Sprache kommt man aus seiner Schicht aus einem scheinbar vorbestimmten Leben. Ein grandioses Zeitpanorama, ein weitgespanntes Tableau der vergangenen sechs Nachkriegsjahrzehnte aus weiblicher Sicht.Es ist ein Bildungsroman und zugleich ein Gesellschaftsportrait. Wunderbar und unglaublich spannend geschrieben – eine feministische Geschichte Italiens, die auf vier Bände angelegt ist. Soeben ist Band drei erschienen. „Die Geschichte der getrennten Wege“. Dieses Buch darf man nicht verpassen! Auch aufgrund der Bedeutung von Sprache und Bildung, wie bereits bei der Besprechung der „vierzehn Thesen zur kulturellen Integration“ gezeigt. |
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April 2024
AuthorIch bin eine alte Schachtel mit jungen Ambitionen. Vom Categories |